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2.Platz beim RheinEnergie Marathon Köln 2014

von Marcel Bräutigam am 16. September 2014 • 0 Kommentare

Das harte Training wird belohnt

Der 14.September 2014 in Köln sollte für mich ein ganz besonderer werden, doch zuerst der Reihe nach:

Am Freitag reiste ich zusammen mit meiner Freundin Katrin nach Köln, checkten im Hotel ein und schauten uns den Dom in seiner Schönheit an.

Köln Marathon 2014
Sprungbild am Kölner Dom

Beim Abendessen erfuhren wir vom Veranstalter, dass mein abgesprochener Tempomacher nicht mitgekommen sei, doch es wird gerade Ersatz gesucht.

Kurze Zeit später erfuhr ich, dass ich Marius Ionescu aus Rumänien als persönlichen Tempomacher erhalte, welcher aber erst noch aus seiner Heimat eingeflogen werden muss. Er hat eine persönlichen Bestleistung von 2:13:33h (Hamburg 2013) im Marathon, erreichte den 26.Platz bei den Olympischen Spielen in London 2012, sowie den 13. Platz bei der WM 2011 in Daegu. Ich war beruhigt, dass ich nicht alleine auf mich gestellt bin, konnte mir aber bereits denken, dass er wohl nicht bis KM 35 laufen wird, wie abgesprochen.

Am Samstag Vormittag, als ich gerade aus dem Hotel zum Training ging, kam ein Fahrzeug vorgefahren, als mir der Fahrer sagte: "Hier ist dein Tempomacher". Ich dachte mir: "Wahnsinn, das ging jetzt aber schnell!" Ich gab Marius gleich die Hand und wir unterhielten uns auf Englisch über den morgigen Tag und was ich für eine Zeit laufen möchte. Ich fragte ihn, ob er überhaupt auf diesen Wettkampf vorbereitet ist oder vielleicht sogar kaputt sei. Er sagte zu mir, dass vor vor einer knappen Woche einen Halbmarathon in 68min, also meiner geplanten Durchgangszeit in Köln, in Angola gelaufen ist und fit sei. Er erzählte mir weiter, dass er bei den Europameisterschaften in Zürich am Start war, musste diesen aber bei Hälfte des Rennens aufgeben, weil er zuvor verletzt war und nicht wie gewünscht laufen konnte. Er sagte, dass er nur 3h geschlafen hatte und nun sehr müde sei. Ich wünschte ihm um 9:00Uhr eine gute Nacht und absolvierte meine Einheit!

Ich absolvierte mein Training, besuchte nachmittags noch die Marathonmesse, die ich mehrere Aussteller kannte und persönlich Hallo sagen wollte. Dabei traf ich die engagierten Personen von meinem Verein, dem GUTSMUTHS- RENNSTEIGLAUFVEREIN, ULTRA SPORTS und auch das SPORT-AKTIV REISEN Team aus Dresden, sowie Wilfried Aufenanger vom Kassel Marathon. Mit allen machte ich einen Schwatz und hatte viel Spaß dabei, auch wenn ich mich ausruhen sollte. Das tat ich im Anschluss und bereitete alles für den Wettkampf vor!

Köln Marathon 2014
Vor dem Start des Köln Marathon 2014

Am Sonntag klingelte um 06:30Uhr der Wecker, um rechtzeitig meine Eigenverpflegung abzugeben und ging zum Frühstück. Danach entspannte ich noch einmal und lief mich 09:10Uhr 3,5KM ein, anschließend Lauf-ABC und ein paar Steigerungen. Dann ging es 09:50 Uhr ab zum Start. Dort wurde ich vom WDR gefragt, ob ich noch ein Interview machen würde, was ich gerne annahm! Anschließend sah ich Dirk von LARASCH, der extra wegen mir gekommen war, um vom Köln Marathon live zu berichten und Fotos zu schießen, coole Sache finde ich und Danke dafür! Weitere Freunde und Bekannte sah ich am Start und klatschte mich mit Ihnen ab. Meine Freundin durfte mich als Radbegleiterin unterstützen, kam so in den Genuss, die Stimmung und die Strecke live mitzuerleben und bestens informiert zu sein! Auch sie absolvierte die 42KM mit dem Rad und überreichte mir meine Getränke an den jeweiligen Verpflegungsstellen!!

10:00Uhr erfolgte der Startschuss für die knapp 5000 Teilnehmer des Marathons im Stadtteil Deutz bei 16°C, leicht bewölktem Himmel und Nordwind. Als Fahrplan hatte ich, jeden Kilometer im Schnitt um 3:13min zu laufen, um eine Endzeit von 2:16:00h zu erreichen!

Ich positionierte mich direkt hinter meinem Pacemaker Marius ein und wir durchliefen den ersten Kilometer in 3:19min. Das war bewusst so gewählt, weil wir die Deutzer Brücke mit 15 positiven Höhenmetern überlaufen mussten. Dort lagen wir an Position Sechs und Sieben, da bereits die 5 verpflichteten Topathleten aus Afrika und Asien vor uns lagen.

Nun ging es dem Rhein entlang und nach 5 Kilometern (16:02min), mit mehreren Richtungswechseln und Kopfsteinpflasterpassagen zurück in Richtung Altstadt. Die mir entgegenkommenden Läufer bei KM 3,5, ich hatte bereits 6,5KM absolviert, applaudierten mir, was ich sehr schön und als tolle Geste empfand, VIELEN DANK!

Die 10KM-Marke am Rudolfplatz, einem der Hot Spots, absolvierte ich in 32:05min. Den nächsten Kilometer lief ich sogar in 3:06min.

Bei KM 12,5 wurde die Universität von Köln erreicht, wo man eine Unterführung mit 10 Höhenmetern passieren musste und bei KM 16 in die andere Richtung diese erneut durchlief. Es lief alles nach Plan, ich fühlte mich konzentriert, meine Beine fühlten sich gut an und Marius lief sehr gleichmäßig, dass zeigte sich bei den Zwischenzeiten: KM 15: 48:05min und KM 20: 64:11min. Nur ab und an sprach ich ihn mit den Worten "a little bit slower" oder "a little bit faster" an, je nach Körperempfinden.

Kurz vor der Halbmarathon-Zwischenzeit bekam ich plötzlich Seitenstechen, ich musste Marius etwas bremsen, sagte ihm aber nicht warum. Dennoch passierten wir die Hälfte des Rennens etwas schneller als geplant und zwar in 67:49min. Zwei Kilometer später waren die Probleme zum Glück wieder verschwunden und ich konnte mich wieder voll und ganz auf das Laufen konzentrieren. Wir wurden informiert, dass die beiden Japaner langsamer wurden und wir gute Chancen haben, diese einzuholen. Ich war überrascht, dass Sie zu diesem Zeitpunkt des Rennens schon Probleme hatten, sah beide Läufer aber noch nicht vor mir und ließ es auf mich zukommen..

Meine Taktik vor dem Marathon war, mich auf meine Geschwindigkeit zu konzentrieren und zu hoffen, dass einer der Topläufer das Tempo am Ende nicht mehr halten kann und zurückfällt. Dennoch waren die 5 verpflichteten Läufer deutlich höher als ich einzuschätzen, denn sie konnten bereits sehr gute Resultate aufweisen. Einer von Ihnen ist Yuko Matsumiya aus Japan, Bestzeit: 2:09:18h!!! In diesem Frühjahr war er in Japan 2:15h gelaufen. Sein Teamkollege Kenta Inuma hat eine Bestzeit von 2:15:05h (März 2014 beim Lake-Biwa Marathon) und im Halbmarathon 62:47min.

Bei KM 25 sahen wir die beiden Japaner, welche zusammen liefen, dann doch. Marius zog das Tempo an und sagte zu mir: "Catch the japanese". Ich antworte ihm: "Not too fast, we have 17 Kilometer time".

Köln Marathon 2014
Marius Ionescu, mein Tempomacher und ich auf der Strecke

Am Ebertplatz (KM 27) holten wir beide ein und liefen gleich zügig an Ihnen vorbei. Ohne mich umzudrehen, merkte ich, dass beide an meinen Fersen hängten und nun meine Geschwindigkeit aufnahmen. Mir war es egal, ich hatte den psychischen Vorteil auf meiner Seite. Auch war einer der kenianischen Läufer bereits ausgestiegen und ich lag nun bereits an Dritter Position (ohne Marius)!

Bei Kilometer 30 in Nippes sagte er, dass er jetzt aus dem Rennen geht. Ich bat ihn noch 1-2 Kilometer weiterzulaufen, doch er trudelte aus. Ich sah auf meine Uhr, 1:36:34h und wusste, dass es immer nur auf eine Zeit von unter 2:16h hinausläuft. Ich fühlte mich gut, doch als Marius nicht mehr da war, wurde es körperlich als auch psychisch auf einmal deutlich schwerer. Ich war nun auf mich allein gestellt und es lagen noch lange 12,2Kilometer vor mir. Ich merkte auch, dass die beiden Japaner den Anschluss zu mir verloren hatten, also konnte ich hier keine Unterstützung erwarten. Die Kilometerabschnitte gingen von 3:13min auf 3:21min  zurück und mich merkte einen spürbaren Gegenwind, der jetzt deutlich Kraft kostete. Bis zu diesem Zeitpunkt war es ein flüssiger, rollender Laufschritt. Von nun an drückte ich spürbar und musste deutlich mehr Kraft investieren, als zuvor.

Bei KM 33 und kurz vor einer Wendestelle, sah ich den Zweitplatzierten Läufer Daniel Cherop aus Uganda, mir entgegenlaufen. Ich sah nicht auf die Uhr, um den Rückstand festzustellen und drehte mich auch nicht nach hinten um, zwecks Vorsprung auf den Japaner. Ich konzentrierte mich auf mein Laufen und pushte mich innerlich, dass nun zu laufende Tempo wenigstens bis ins Ziel zu bringen. Bei KM 36 kam noch einmal ein fieser Anstieg, um eine Straße zu überqueren. Dieser bremste mich zusätzlich und es hieß nur noch kämpfen, kämpfen, kämpfen und die Kilometer herunter zählen! Kurze Zeit später wurde mir zugerufen, dass ich noch den Afrikaner vor mir einholen kann, da er ziemlich am Ende ist. Auf dem Leaderboard des Köln Marathon sah ich später, dass dieser bei KM 30 noch 3:35min Vorsprung auf mich hatte und nur 8,5KM später sollte ich ihn Ein-und Überholen!

Ich war nun Zweiter beim Köln Marathon. Ich dachte mir, was ist denn hier los!? Die Zuschauer flippten förmlich aus und schrien mich nach vorne, Gänsehautstimmung am Rudolfplatz bei KM 40 und nun war es fast geschafft. Zu diesem Zeitpunkt lief bereits der Sieger Anthony Maritim aus Kenia in einer Zeit von 2:10:26h ins Ziel ein!

Vorbei an der Haupteinkaufsstraße Köln's, der Hohen Straße, lief ich über den Wallrafplatz, erhaschte einen Blick auf den Kölner Dom und war nun auf der 200m langen Zielgerade. Ich schaute auf die Uhr und wusste, dass es ganz eng mit der neuen Bestzeit von 2:17:53h wird. Also galt für mich die Devise: Fighten bis ins Ziel, nicht vorher jubeln, auch wenn ich Zweiter bin und es eigentlich genießen könnte! Was auf der Zielgeraden los war, ist mit Worten kaum zu beschreiben, eine Lautstärke, die ich zuvor noch nie erlebt hatte und alle applaudierten mir, Wahnsinn! Nach 2:17:55h erreichte ich das Ziel, verpasste meine Bestzeit hauchdünn. Doch das war mir egal, ich freute mich über den zweiten Gesamtplatz, mit diesem ich nie zuvor gerechnet hatte und war sehr glücklich und stolz, dies geschafft zu haben!
Die Zuschauer waren so ausgelassen, emotional und laut, dass ich extrem begeistert war!

Nach dem Zieleinlauf ließ ich mich auf den roten Teppich fallen und rang nach Luft!

Foto: Norbert Wilhelmi
Geschafft, 2.Platz des RheinEnergie Marathons Köln 2014

Eine halbe Minute später fing ich mich wieder, stand auf, klatschte den soeben ins Ziel laufenden Drittplazierten Yuko Matsumiya aus Japan in 2:18:41h ab und wollte mich anschließend beim Publikum für die tollen Anfeuerungen bedanken! Darum lief ich die Zielgerade zum Kölner Dom hinunter, klatschte die Zuschauer an der Streckenbegrenzung ab, drehte um und machte auf der anderen Seite "Handshake" mit dem Publikum.
Dies bereitete mir einen riesigen Spaß und die Anstrengungen vom Marathon waren schon fast wieder vergessen ;)

Im Ziel angekommen, erfuhr ich, dass die besten Zwei des Marathons zur Dopingkontrolle müssen.
Mein letzter Test ist schon einige Jahre her, zu dem Zeitpunkt, als ich Leistungssport im Biathlon ausgeübt hatte.
Auch durfte ich viele Interviews den zahlreichen Medienvertretern geben, u.a. den WDR, Radio Köln, dem Kölner Stadtanzeiger und vielen weiteren mehr. Immer begleitet von dem mir zugewiesenen Kontrolleur, welcher mich auf Schritt und Tritt verfolgte und schaute, dass ich keine Flüssigkeiten sowie Nahrung aufnahm, welche er mir nicht selbst gereicht hatte.

Nach den Interviews wurde die Hauptsiegerehrung auf der Haupttribüne durchgeführt und ich bedankte mich noch einmal beim Publikum für die tolle Stimmung und Anteilnahme!
Auch hatte ich einen kurzen Moment Zeit meinen bisher größten Erfolg meiner Karriere zu genießen und konnte als erster Deutscher seit 16 Jahren unter die TOP DREI eines der größten deutschen Stadtmarathons gelangen!

Köln Marathon 2014
Siegerehrung TOP 3 des Köln Marathon 2014. 1.Platz: Anthony Maritim/KEN, 2.Platz: Marcel Bräutigam, 3.Platz: Yuko Matsumiya/JPN

Eine tolle Zusammenfassung gab es beim WDR über den Marathonlauf, siehe Link:

http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/videokoelnmarathon102_tag-14092014.html 

Ich möchte mich abschließend bei allen Fans, Bekannten, Sponsoren, meinem Arbeitgeber der Thüringer Polizei, meinen Eltern, Schwiegereltern und meiner Freundin bedanken, ohne die alles nicht möglich wäre und darauf bin ich stolz und happy, EUCH zu haben!

Viele Grüße, Marcel

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