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Wie alles begann

von Marcel Bräutigam am 15. August 2014 • 0 Kommentare

Heute möchte ich einen Blick zurück in meine sportliche Vergangenheit werfen und euch erzählen, wie ich eigentlich zum Marathon gekommen bin.

Mit 7 Jahren, ich war in der 1. Klasse der Grundschule Großbreitenbach (Thüringer Schiefergebirge), meldete mich meine Mutti beim Skiverein Großbreitenbach an, in dem auch Andrea Henkel und Peter Sendel ihre Karriere begannen. Das war damit begründet, weil ich schon immer einen Drang zur Bewegung und zum Sport hatte. Zeitgleich spielte ich auch Fußball.

Fußball und Biathlon, geht das?

Beide Sportarten bereiteten mir viel Spaß. Ich betrieb regelmäßiges Training und nahm thüringenweit an Wettkämpfen im Crosslauf teil, welche ich vorwiegend gewann. Im Fußball spielte ich bei den E- und D-Junioren im Punktspielbetrieb.

Bereits mit 11 Jahren begann ich mich beim Deutschen Schülercup mit den schnellsten Biathleten meiner Altersklasse in Deutschland zu messen. Bei den Mädchen meines Jahrgangs befand sich auch Magdalena Neuner, die schon zu diesem Zeitpunkt durch sehr schnelle Laufzeiten und viele Erfolge auffiel. In meinem Jahrgang war u.a. Arnd Peiffer, 2-facher Weltmeister im Biathlon und Silbermedaillengewinner bei Olympia 2014 in Sotschi, am Start.

Aufnahme Sportgymnasium Oberhof

Da ich in Thüringen zu den Besten meines Jahrgangs gehörte, bekam ich im Jahr 2000 die Anfrage, aufs Sportgymnasium nach Oberhof (SGO) zu wechseln. Ich musste mich nun zwischen Fußball und Biathlon entscheiden. Das Fußballspielen bereitete mir zwar viel Spaß, doch ich sah die besseren Möglichkeiten im Biathlon und wechselte mit 13 Jahren auf die Sportschule.

Das erste wichtige Jahr war für mich die Altersklasse 16 (15 Jahre), wo ich zum ersten Mal an Kleinkaliberwettkämpfen teilnahm und die Möglichkeit hatte, in den Kader des Deutschen Skiverbandes zu kommen. Am Ende der langen Wintersaison (Dezember-März) konnte ich es in den D/C-Kader schaffen, wobei ich auch einen 2.Platz beim Deutschlandpokal im Massenstart in Oberhof belegte.

Aufnahme Sportfördergruppe Thüringer Polizei

2004 wurde die Sportfördergruppe der Landespolizei in Thüringen eingeführt. Ich bekam durch meine sportlichen Erfolge die Möglichkeit, mich hierfür zu bewerben und nahm am Einstellungstest teil, welchen ich erfolgreich bestand. Somit wurde ich als einer von 13 Polizeimeisteranwärtern auf Widerruf bei der Thüringer Polizei eingestellt (u.a. mit Tony Martin/ Radsport, Andi Langenhan/ Rennrodeln und Martin Putze/ Bobfahren).

Deutschlandpokal Biathlon in Oberhof
Deutschlandpokal Biathlon in Oberhof

Die nächsten Jahre waren sehr schwierig für mich, einerseits hatte ich krankheitsbedingte Ausfälle, dann wollte das Stehendschießen nicht passen und so gehörte ich keinem Kaderstatus mehr an. Ende 2005 hatte ich einen Punkt, wo mein Körper zu streiken begann. Bereits das Treppensteigen trieb mein Puls in die Höhe und selbst dies war für mich eine Tortur. Beim Training war ich bereits nach dem Einlaufen kaputt und müde. Was war los?

Pfeiffersches Drüsenfieber- Einschnitt meines Lebens

Ich wusste es nicht genau, glaubte an das Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber), doch der Sportarzt fand im großen Blutbild keine Auffälligkeiten. Somit ging es wieder ins Training, doch es waren Müdigkeit und Kraftlosigkeit bestimmend. Ich nahm an Wettkämpfen teil, allerdings lief ich meiner Leistungsfähigkeit weiter deutlich hinterher. Zur Normalform waren es z.B. bei 15km auf Ski über 5 Minuten, die ich langsamer war. Deshalb beschloss ich, mich im Krankenhaus in Suhl durchchecken zu lassen. Diese fanden heraus, dass ich schon seit mehreren Monaten ausgebrochenes Pfeiffersches Drüsenfieber habe. Weiter gaben sie an, dass ich ab nun 6 Monate keinen Sport betreiben darf.

Dennoch musste nach einem 1/2 Jahr ohne Sport und größere Vorbereitung an der kommenden Wintersaison teilnehmen, die Resultate waren dementsprechend. Leider wurde mir nach der Saison vom Olympiastützpunkt in Oberhof mitgeteilt, dass ich im Alter von 19 Jahren mit dem Biathlonsport aufhören muss. Für mich nicht nachvollziehbar, da ich in der Sportfördergruppe der Polizei war, eine eigene Wohnung hatte (keinen Internatsplatz wegnahm) und mich noch 3 Jahre in der Ausbildung befand.

Durch die Beendigung meiner Leistungssportkarriere wurde auch die Sportfördergruppenzugehörigkeit aufgelöst und ich setzte meine Ausbildung in einer "normalen Klasse" fort. Für mich ein schwerer Schlag, doch wer mich kennt weiß, dass ich sehr ehrgeizig bin und nicht so schnell aufgebe. Somit suchte ich mir eine Alternative und sagte zu mir:

"Das kann noch nicht alles gewesen sein!"

Neuer Weg Sommerbiathlon

Deshalb entschloss ich mich 2007 mit Sommerbiathlon (Crosslauf mit Schießen) zu beginnen. Dort konnte ich bereits im gleichen Jahr 3 Deutsche Meistertitel in Oberhof feiern und bei der Europameisterschaft in der Ukraine den 15.Platz belegen. 2008 qualifizierte ich mich für die Weltmeisterschaften der Junioren in Frankreich, wo ich den 13.Platz im Sprint belegte.

Ich habe schon immer eine Faszination zum Marathon gehabt und die Läufer bewundert, die eine solche Distanz ohne Pause zurücklegen.

2009 war bei mir der Entschluss gereift, beim Rennsteiglauf den Marathon über 43,5km zu absolvieren. Jedoch befasste ich mich nicht wirklich mit einem Trainingsplan und lief maximal 80km die Woche, lange Läufe kannte ich nicht. Dennoch schaffte ich es immerhin in 2:54h zu finishen.

Im Oktober 2010 wollte ich einen schnellen Straßenmarathon laufen und entschied mich für den Frankfurt-Marathon. In der Vorbereitung absolvierte ich diesmal lange Läufe, jedoch waren meine Umfangswochen weiter sehr gering. Mein Ziel war es in 2:30h zu finishen. Als viertbester Deutscher konnte ich in 2:27:44h in die Frankfurter Festhalle einlaufen und war stolz wie Bolle ;)

Daraufhin kam ich mit Stefan Eberhardt (WM Teilnehmer 2009 in Berlin, PB 3.33min über 1500m) ins Gespräch, welcher mir empfahl zum Laufclub Erfurt in die Trainingsgruppe zu Dieter Hermann zu wechseln. Dieses Angebot nahm ich dankend an, lernte viele neue Trainingsformen kennen und hatte oftmals schwere Beine und Muskelkater. Auch trainierte ich mit Christian Seiler, Christian Biele und Christian König beim Tempotraining zusammen. Ich konnte dadurch meine Unterdistanzleistungen (3000m, 5000m, 10km) deutlich verbessern. 2011 folgten die Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon, wo ich erstmals eine Medaille in der Leichtathletik, die Silbermedaille mit der Mannschaft, erringen konnte. Beim Hamburg Marathon wurde ich Deutscher Polizeimeister. 2012 erfüllte sich dann auch mein großer Traum:

Gewinner des Rennsteiglauf-Marathons, welchen ich im Folgejahr erfolgreich verteidigen konnte.

Ende 2012 wurde der Laufclub Erfurt aufgelöst und aufgrund von Unstimmigkeiten die Zusammenarbeit mit Dieter Hermann beendet und ich wurde wieder mein eigener Trainer, bis heute! Ich wechselte zum GutsMuths-Rennsteiglaufverein, wo ich sehr gut aufgenommen wurde und den notwendigen Rückhalt bekomme!

Zu diesem Zeitpunkt stellte ich auch mein Training deutlich um und konzentrierte mich nun komplett auf den Marathonlauf. Ich kam mit Christian König ins Gespräch, wir erstellten gemeinsame Trainingspläne und trainierten des Öfteren zusammen. Unser gemeinsames Ziel waren die Deutschen Marathonmeisterschaften Mitte Oktober 2013 in München.

Durchbruch im Marathon

Dort ging unser Plan, eine Zeit von 2:20h zu laufen und eine Medaille zu gewinnen, voll auf und es war unser größter Erfolg. Dabei trennten uns gerade einmal 1 Sekunde im Ziel (Christian: 2:20:50h 3.Platz, Ich: 2:20:49h 2.Platz)! Dadurch bekam ich Anfang Februar die Möglichkeit, als erster Sportler überhaupt, wieder in die Sportfördergruppe der Thüringer Polizei in einer anderen Sportart aufgenommen zu werden, wofür ich mich noch einmal recht herzlich bedanken möchte!!

Anfang Mai konnte ich in Kassel trotz welliger Strecke (180 Höhenmeter) in 2:17:53h meine Bestzeit deutlich verbessern und als bester Deutscher ins Auestadion einlaufen. Mit dieser Zeit liege ich momentan in diesem Jahr an 3. Position in Deutschland. Auch Christian konnte seine Bestzeit deutlich steigern (2:18:17h), es zeigte uns, dass unser Training angeschlagen hat und unser Trainingsplan für uns der Richtige gewesen sein muss!

DM Marathon
1KM vor dem Ziel bei den Deutschen Marathonmeisterschaften 2013 in München

Nun hoffen wir auf eine weitere kontinuierliche Fortsetzung unserer Laufkarriere und eine verletzungsfreie Zeit, um einmal für Deutschland an den Start bei internationalen Wettkämpfen gehen zu können.

Steckbrief:

Verein: GutsMuths-Rennsteiglaufverein
Alter: 27 (31.07.1987)
Geboren: Ilmenau
Homepage: www.marcel-braeutigam.de

Bestzeiten:

5km:          14:56min
10km:        30:42min
HM:            1:06:51h
Marathon:  2:17:53h

Gemeinsam für den Erfolg!

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