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Rennbericht Deutsche Meisterschaften 10km Straße Bad Liebenzell

von Marcel Bräutigam am 07. September 2015 • 3 Kommentare

Neue persönliche Bestzeit über 10km in 29:51min bei den Deutschen Meisterschaften

Seit 3 Wochen bin ich bereits im Höhentrainingslager in St. Moritz / Schweiz und erzielte dort sehr gute Trainingsergebnisse. Dennoch konnte ich meine derzeitige Leistungsfähigkeit nicht genau einschätzen, da man auf 1800m Meereshöhe nicht die Geschwindigkeiten erreichen kann als zu Hause im Flachland. Schon seit mehreren Monaten stand mein Entschluss fest, direkt aus der Höhe bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Liebenzell / Baden-Württemberg über 10km Straße teilzunehmen und den Wettkampf als Standortbestimmung für meine Marathonvorbereitung zu nutzen.

Einerseits ist es zwar ein ziemlicher Reiseaufwand, da ich über 5 Stunden Fahrtzeit für eine Strecke benötigte und das müde machte. Dem entgegen stand aber eine schnelle Strecke mit 4 Runden á 2,5km und ein sehr stark besetztes Teilnehmerfeld, auf welches ich im Vorfeld hoffte.

Auch die äußeren Bedingungen waren am Wettkampftag mit 13°C, Sonnenschein und leichtem Wind nahezu ideal. Nur in zwei Kurven waren noch größere Pfützen durch den Regen der vergangenen Nacht, wo Vorsicht galt!

Als Ziel gab ich mir eine neue Bestzeit, welche seit 2013 bei 30:42min stand. Mehrfach versuchte ich diese bereits zu verbessern, leider gelang es mir vor allem wegen zu großer Umfänge und zu heißer Temperaturen (25-30°C) nicht, meine schnelle 5km Angangszeit ins Ziel zu retten.

Diesmal sollte es anders kommen:

Am Start nahm ich neben Arne Gabius Aufstellung und nach dem Startschuss ging es auch schon zur Sache! Es kam einen eher wie ein Sprintrennen vor, da alle wie verrückt nach vorne stürmten. Ich wollte aber nicht gleich am Anfang alles in die Waagschale werfen und reihte mich ungefähr an 25. Position ein. Neben mir sah ich Tobias Schreindl auftauchen, welcher bereits eine Bestzeit von unter 30 Minuten hat und lief in seinem Bereich mit. Noch vor dem ersten Kilometer bildeten sich die ersten Gruppen. Ich war dabei im vorderen Bereich der Verfolgergruppe. Wir passierten den ersten Kilometer in 2:55min, genau wie von mir geplant.

Weitere bekannte Gesichter gesellten sich neben und vor mich, wie Robert Krebs aus Berlin, welcher mir mehrfach im Trainingslager in St. Moritz begegnete und ebenfalls erst einen Tag vor der DM aus der Höhe anreiste, um diese für eine gute Zeit über 10km zu nutzen.

Der zweite Kilometer war dann der langsamste des Tages mit 3:05min, unsere Gruppe groß und auseinander gezogen.

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Unsere Gruppe bei Kilometer 2 und ich an zweiter Position

Auf der Geraden konnte man sehen, wie die Spitzengruppe sich in zwei Gruppen aufteilte. Die ersten Vier mit Arne Gabius, Philipp Pflieger, Amanal Petros und Mitku Seboka setzten sich nach vorne ab, dahinter die zweite Gruppe mit 13 Läufern und 40m dahinter unsere Gruppe mit ebenfalls 10 Läufern.

Die nächsten Kilometer waren auf den Punkt genau 3:00min und wir holten einige zurückgefallene Läufer aus der zweiten Gruppe ein. Die 5km erreichten wir in 14:59min. Es lief alles sehr rhythmisch in unserer Gruppe ab, keiner bremste diese, sondern wir waren uns alle einig.

Ich fühlte mich kraftvoll und mit der gewissen Lockerheit und musste bei der Geschwindigkeit erstaunlicherweise kaum atmen. In der Höhe flog mir bei dem Tempo die Lunge fast noch um die Ohren ;) Da merkt man erst einmal, was der Höhenunterschied ausmacht!

Konstant ging das Rennen weiter und ich wusste, dass ich sehr gute Chancen habe, unter der magischen 30 Minuten Marke zu bleiben, wenn ich den Anschluss zur Gruppe halte.

Das gleichmäßige Tempo sollte Bestand haben, obwohl der erste Kilometer immer etwas nach unten führte und der zweite Kilometer nach oben. So standen 23:59min bei 8km auf der Uhr und ich hatte das Gefühl, dass gleich etwas passieren würde. So war es dann auch als alle merkten, dass es mit einer Zeit unter 30min klappen kann. Durch Robert Krebs und Sebastian Reinwand gab es eine Tempoverschärfung. Ich konnte dem Tempo Stand halten und hielt den Anschluss.

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1 Runde vor Schluss noch Kontakt zur sub 30min Gruppe um Robert Krebs, Tobias Gröbl und Jan Lukas Becker

Ich hörte in meinen Körper hinein und stellte fest, noch Körner für einen Endspurt zu haben, welche ich aber nicht zu früh verpulvern wollte. Wir verkürzten den Abstand zur Gruppe vor uns noch einmal erheblich.

500m vor dem Ziel fühlte ich mich immer noch kraftvoll und nicht an der völligen Grenze. Doch auf einmal schnürte mir mein Körper den Atem ab. Ich rang mehrfach nach Luft, zunächst vergebens. So musste ich mein Tempo drosseln und die Läufer unserer Gruppe passieren lassen. Nach kurzer Zeit wiederholte sich alles noch einmal. Ich dachte: "Das kann doch jetzt nicht sein, gleich bin ich im Ziel und du willst doch unter 30 Minuten bleiben, also kämpfe und hole tief Luft"! 100m weiter war es dann wieder besser. Ich lief um die Kurve, wo eine Uhr stand und 29:32min anzeigte. Ab diesem Punkt folgte noch eine Rechtskurve und danach eine 100m lange Zielgerade. Ich lief bereits alleine, nahm mein Herz in die Hand und setzte zum Endspurt an. Nach 29:51min erreichte ich glücklich und zufrieden als 15. der Gesamtwertung die Ziellinie.

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Nach dem Ziel happy über die neue Bestzeit

15 Läufer unter 30 Minuten zeigt, wie stark die Konkurrenz war. Auch drei Läufer blieben unter 29 Minuten! Sieger wurde Arne Gabius in 28:44min. Wenn man die Ergebnisse der letzten Jahre zu Rate zieht, hätten die 29:51min immer für die TOP 4 gereicht und 2010 sogar zum Sieg. Vergleichen kann man die Straßenmeisterschaften natürlich nicht genau miteinander, dass ist mir klar. Dennoch sieht man, dass sich einiges im Laufbereich tut und Konkurrenz belebt ja schließlich das Geschäft!

Dem Veranstalter möchte ich auch einen großen Dank aussprechen für die sehr professionell ausgetragenen Meisterschaften! Die Strecke war sehr schnell, so wünscht man sich dass auch für die Zukunft.

Für mich heißt es für die kommenden zwei Wochen im Höhentraingslager in St. Moritz weiter gut zu trainieren, damit dem Saisonhöhepunkt beim Frankfurt-Marathon nichts im Wege steht.

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Marcel

10. September 2015 , 19:46

Vielen Dank Andrea und Thorsten für Eure Nachricht und Glückwünsche!xLINEBREAKxFreue mich, wenn die Berichte gefallen ;)xLINEBREAKxxLINEBREAKxViele Grüße, Marcel

Andrea Krönung

09. September 2015 , 23:35

Ein sehr schöner Bericht und das Ende wirklich toll gemeistert.xLINEBREAKxAlles Gute für die nächsten Läufe!!!

Thorsten Berndt

09. September 2015 , 09:06

Wieder mal ein toll geschriebener Bericht von deinem Rennen ! Drücke dir jetzt schon die Daumen für den Kölner HM und ganz besonders für einen Spitzenmarathon in Frankfurt