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Rennbericht Pacemaker Wien-Marathon

von Marcel Bräutigam am 13. April 2015 • 0 Kommentare

Am 12.04. war es wieder soweit. Genau ein Jahr nach dem sensationellen Sieg von Anna Hahner beim Wien-Marathon bin ich wieder in der Hauptstadt Österreichs gewesen, um sie bei ihrer Mission Titelverteidigung zu unterstützen.
Ziel: Anna sicher und schnell durch die Straßen Wien's zu führen mit dem hoffentlich richtigen Rennausgang.

arm
Anna und ich am Tag vor dem Marathon

 
Punkt 09:00 Uhr erfolgte der Startschuss für die über 42.000 Teilnehmer. Um mich herum die schnellen Frauen aus Afrika, Maja Neuenschwander aus der Schweiz und natürlich Anna. Direkt nach dem Startschuss gab ich das Tempo für die Spitze der Frauen an und erreichte den ersten Kilometer wie geplant in 3:28min. Alle Frauen hielten sich direkt neben oder hinter Anna und wollten nicht den Fehler machen, zu schnell wie im Vorjahr anzulaufen. Emmanuel Biwott aus Kenia war der zweite Tempomacher für Anna und arbeitete perfekt mit mir zusammen. Ich erteilte klare Ansagen, wie wir die Strecke und Kurven anlaufen und bestimmte das Tempo. Anna gab uns auch eine Rückinfo mit folgenden Worten: "Perfect Guys".
So verflogen die Kilometer wie im Flug bei Temperaturen von 15 Grad, sonnigem Wetter und böigem Wind, welcher teilweise heftig von vorn blies.

Wien_Rennbild
Spitzengruppe der Frauen bei Kilometer 4 an der Hauptallee. Anna zwischen Ihren beiden Hasen Emmanuel (Startnr. 51) und mir (Startnr. 50)

 Von Taktik geprägt

Die 10 Kilometer erreichten wir wie vorgegeben in 34:56min, alle Frauen in einer Gruppe und von Taktik geprägt. Kurz danach begann der Anstieg zum Schloss Schönbrunn, wo der Wind deutlich spürbar war. Die Pacemaker für Maja Neuenschwander, Hermann Achmüller und Hannes Rungger aus Italien liefen an uns vorbei. Ich zog mit, wurde aber kurze Zeit später von Anna eingebremst, da eine kleinere Lücke zu ihr entstanden war und ich an Tempo herausnahm. So ließen wir Maja und Fate Tola aus Äthopien ziehen und liefen unser Tempo kontrolliert weiter, es war noch ein langer Weg.
Alle weiteren schnellen Frauen aus Afrika liefen "artig" hinter Anna her. Durch geschicktes Wählen der kürzesten Strecke gewannen wir auf die Frauenspitze wieder etwas an Zeit und erreichten die Hälfte nach 1:14:01h. Bis Kilometer 28 der gleiche Rennverlauf. Auf der Hauptallee machten die noch drei verbliebenen Frauen aus unserer Gruppe ernst und liefen nach vorn los. Anna konnte diesem Tempo leider nicht folgen. Es tat sich eine kleine Lücke auf, doch ich rief ihr ständig zu, dass sie stark ist und an sich glauben soll. Auch dass sie daran denken soll, wie hart sie für den heutigen Tag trainiert hat!

Alles noch möglich

Beim Ernst-Happel-Stadion in Wien gab es einen Wendepunkt, wo wir die Führende Maja Neuenschwander sehen konnten und dass der Abstand noch im Bereich des Machbaren liegt. Die ebenfalls bei Kilometer 15 enteilte Fate Tola überholten wir bei Kilometer 33 und Anna war Fünfte mit Kontakt nach vorne. Maja war zu diesem Zeitpunkt nur noch auf sich allein gestellt und es war eine Chance für uns. Annas weiterer Tempomacher Emmanuel signalisierte mir, dass er wegen Fußproblemen nicht mehr weiterlaufen kann. Von nun an waren Anna und ich alleine. Sie hielt sich den gesamten Marathon in meinem Windschatten auf und folgte mir.
Jetzt merkte man, dass Anna's Kraft dem Ende zu ging und wir deutlich langsamer wurden. Aber auch die Frauen vor uns konnten sich nicht entscheidend von uns absetzen und wir hatten ständigen Blickkontakt. Ich gab Anna alle Unterstützung, die mir möglich war und sie biss sich auf die Zähne! Wir schafften es noch einmal, den Frauen vor uns näher zu kommen, als ich bei Kilometer 41 meine Arbeit beendete. Leider reichte es für Anna nicht ganz aufs Stockerl.

Nach 2:30:50h erreichte Anna Hahner als Gesamtfünfte das Ziel am Heldenplatz durch eine sehr kämpferische Leistung.
Damit war sie laut eigener Aussage auch zufrieden gewesen, da sie an diesem Tag keine Sekunde hätte schneller laufen können.

Wien_Zielbild
Anna nach ihrem Zieleinlauf am Heldenplatz als Gesamtfünfte

 
Siegerin wurde Maja Neuenschwander aus der Schweiz in 2:30:09h. Zum Podestplatz fehlten Anna nur 19 Sekunden.
Ein wahnsinniger und enger Ausgang des Rennens bei den Frauen! Bei den Männern ging der Sieg an Sisay Lemma aus Äthopien in 2:07:31h.

Mir hat es wieder großen Spaß bereitet, Anna durch Wien zu pushen.
Auch die Stimmung an der Strecke war durch die zahlreichen Anfeuerungen der Zuschauer bestens, VIELEN DANK dafür!
Für mich war es ein gelungener Trainingslauf für meinen in fünf Wochen stattfindenden Marathon in Kassel.
Jetzt heißt es, weiter gesund bleiben, kurz zu entspannen und anschließend wieder gut zu trainieren. Dann kann es auch für mich losgehen ;)
In diesem Sinne, keep on running

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