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Neue Bestzeit beim 35. Vattenfall Berlin-Halbmarathon

von Marcel Bräutigam am 02. April 2015 • 0 Kommentare

Nach 4 Wochen Formaufbau nach meiner Knieverletzung stand für mich der erste Saisonhöhepunkt auf dem Programm, der 35. Vattenfall Berliner Halbmarathon.
Nachdem die letzten Jahre wenige schnelle deutsche Läufer an diesem Wettkampf teilnahmen, bekam ich bereits im Vorfeld mit, dass sich dies 2015 ändern sollte. Darauf freute ich mich besonders mit dem Wissen, die Möglichkeit zu erhalten, gemeinsame Sache zur neuen Bestzeit zu machen.
Ziel für mich war ganz klar meine Bestzeit von 66:51min zu unterbieten!
Diese hatte ich bei den Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon in Freiburg 2014 aufgestellt, als ich extreme Magenprobleme hatte und mich mehrfach während des Rennens übergab.

Den Halbmarathon in Berlin bereitete ich nicht spezifisch vor, sondern lief diesen aus vollem Marathontraining heraus.
Weiterhin fehlte mir die Zeit, an meiner Unterdistanzgeschwindigkeit nach meiner Knieverletzung zu arbeiten, da ich mich zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in der Marathonvorbereitung befand, hohe Umfänge absolvierte und die Ermüdung mein ständiger Wegbegleiter war.
Zur Veranschaulichung:
In 4 Wochen absolvierte ich 900 Laufkilometer. Dazu kamen noch Einheiten auf dem Rennrad und auch Kraft - und Stabilisationstraining.
Da war keine Zeit mehr, hochqualitative Tempoeinheiten abzuspulen, um einen Geschwindigkeitsvorrat für den Halbmarathon zu entwickeln.
Dennoch erarbeitete ich mir in den vier Wochen ein sehr gutes Grundlagenausdauerniveau.

Ich reiste also optimistisch in die Hauptstadt und mein persönliches Ziel war es, eine Zeit von 65:30 - 65:50min zu erreichen.

Ablauf bis zum Wettkampf

05:30 Uhr Aufstehen nach kurzer Nacht durch Zeitverschiebung
06:00 Uhr Mobilisation, 4km Auftakt, 3 Steigerungen
06:40 Uhr Frühstück
08:30 Uhr Abfahrt mit dem Bus vom Hotel zum Start mit allen Topläufern
08:50 Uhr Ankunft Athletenzelt
09:15 Uhr Einlaufen, Laufschule, Steigerungen
10:15 Uhr Start

Dem Wind getrotzt

10:15 Uhr erfolgte nach 10-minütiger Verspätung wegen Problemen an der Zeitnahme der Startschuss.
Vom Veranstalter wurde ein Tempomacher eingesetzt, welcher vorwiegend für Julian Flügel auf 65:00min Tempo machen sollte.
Es war kein Geringerer als mein Freund und Tempomacher vom Kassel Marathon 2014, Dickson Kurui aus Kenia.

Die Wetterbedingungen für den Halbmarathon waren durchwachsen und ich war gespannt, wie stark der vorhergesagte Südwestwind sich auf unser Rennen auswirken würde. 10-12°C, bewölkter Himmel und ein nasser Bodenbelag mit vielen Pfützen begleitete uns. Zum Glück hörte der Regen, welcher mich beim Auftakt noch stark erwischte, rechtzeitig zum Start auf.

Gleich zu Beginn des Rennens orientierte ich mich an Paul Schmidt und Stefan Hubert, welche eine ähnliche Zeit wie ich anpeilten.

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Kurz nach dem Start orientierte ich mich bereits an die vor mir laufenden Paul Schmidt und Stefan Hubert

 
Auch schaute ich wo Julian Flügel und Dickson Kurui sind, um hoffentlich in dieser Gruppe dabei zu sein.
Den 1. Kilometer erreichte ich in 3:01min und hatte Kontakt zur Gruppe um Julian Flügel, welcher eine Bestzeit von 2:14:20h im Marathon vorweisen kann.
Insgesamt waren wir sogar eine 15-köpfige Gruppe mit Simon Stützel, Paul Schmidt, Tobias Schreindl und Tobias Gröbl sowie weiteren schnellen Läufern aus der Schweiz, Ungarn, Österreich, England, Schottland, Island, Tschechien und Belgien.

Kurz vor dem Brandenburger Tor musste ich durch das hohe Tempo eine kleine Lücke aufreißen lassen. Dann schaute ich mich nach hinten um und sah ein größeres Loch bis zu den nächsten Läufern.
Deshalb sagte ich mir innerlich:
"Du wartest jetzt nicht auf die nächsten Läufer und auch alleine willst du nicht gegen den böigen Wind laufen, also schließ wieder zur Gruppe auf"!
Ich zog das Tempo also an, stellte den Kontakt wieder her und absolvierte die ersten 5 Kilometer in 15:21min.
Der Wind hielt sich bis dahin in Grenzen, man merkte nur bedingt einen starken Windzug von vorn. Zwischen der Siegessäule und dem Schloss Charlottenburg (Kilometer 5-10) nahm der Wind deutlich zu, erfasste unsere Gruppe mehrfach und wir verloren an Zeit.
Ich kam immer besser ins Rennen, arbeitete mich stetig in der Gruppe nach vorn und auch das Tempo fühlte sich für mich nicht mehr so schnell an wie zu Beginn des Rennens.
Kilometer 10 erreichten wir nach 31:02min (5km - 15:41min). Es sollten die langsamsten Kilometer des Tages werden.
Nach der Hälfte des Rennens setzte ich mich hinter unserem Tempomacher Dickson an die zweite Position, da ich mich körperlich als auch mental sehr stark fühlte und von Müdigkeit noch keine Spur zu erkennen war. Dass ich an der Spitze der Gruppe lief, beflügelte mich zusätzlich!
Die Zuschauer unterstützten uns am Kurfürstendamm prächtig und die Kilometer vergingen wie im Flug. Meine Polar V800 zeigte für die einzelnen Kilometer nun 3:01-3:02min an.
Bei Kilometer 15, welchen wir in 46:24min passierten, begann ich das erste Mal zu rechnen und wusste, dass ich mindestens eine Endzeit von 65:30min erreichen kann, auch wenn ich noch etwas nachlassen würde.
Vorbei am Potsdamer Platz und Checkpoint Charlie hieß es nach 19 Kilometern auf die Zähne beißen. Meine Beine fühlten sich nun etwas schwerer an und mich passierten nun einige Läufer. Ich hing mich an Paul Schmidt's Fersen und folgte ihm. Einen Kilometer später musste ich dann abreißen lassen. Von hinten zog Julian Flügel an mir vorbei, auch ihn konnte ich nicht halten. Jan Kreisinger aus Tschechien mit einer Bestzeit von 63:42min überholte mich ebenso, ihm konnte ich aber folgen und als wir auf die 200m lange Zielgerade einbogen, setzte ich zum Endspurt an und konnte diesen für mich entscheiden.

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Endspurt mit Jan Kreisinger aus Tschechien, welcher 1 Sekunde nach mir die Ziellinie überquerte

 

Neue Bestzeit im Halbmarathon von 1:05:06h

Nach 1:05:06h erreichte ich als Gesamt 23. und 5. bester Deutscher das Ziel. Damit reduzierte ich meine Bestzeit um 1:45min, für mich ein deutlicher Leistungssprung! Mit dieser Zeit verpasste ich den Thüringer Rekord von Torsten Trampeli, aufgestellt beim Berlin Halbmarathon 1993 nur um 4 Sekunden!
Ich freute mich im Ziel gemeinsam mit den anderen deutschen Läufern über unsere neuen Bestzeiten, denn u.a. blieben auch Paul Schmidt, Steffen Uliczka, Tobias Gröbl und Julian Flügel erstmalig unter der 65:00 Minuten Grenze, Gratulation!
Zum ersten Mal konnte ich bei fast optimalen Bedingungen mein derzeitiges Leistungsniveau abrufen und meine Leistungsentwicklung unter Beweis stellen, worüber ich mich sehr freue. Durch diese Verbesserung sehe ich sehr gute Möglichkeiten, meine Marathonbestzeit 2015 noch deutlich zu steigern.

Zwei folgende Umfangswochen im Hinblick auf den Marathon

Nun lege ich wieder großen Wert auf zwei gute Umfangswochen mit marathonspezifischen Kerneinheiten.
So lief ich bereits drei Tage nach dem Halbmarathon ein kontrolliertes Tempowechselprogramm über 18km in 3:17min/km mit einem sehr guten Laufgefühl.
Als nächstes Event werde ich am 12. April am Wien-Marathon als Pacemaker für Anna Hahner teilnehmen, um sie wie im letzten Jahr wieder bestmöglich ins Ziel zu bringen und hoffentlich wieder einen Coup zu landen.
Wo mein Marathon im Frühjahr stattfinden wird und wen ich noch als Pacemaker begleiten werde, erfahrt Ihr demnächst.

Ich wünsche Euch allen ein frohes Osterfest und entspannte Tage im Kreise der Familie,

Euer Marcel ;)

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